In den nächsten Beiträgen werde ich euch von ein paar Wandertouren im Allgäu berichten. Eine der wohl schönsten Touren war dabei die aussichtsreiche und nicht ganz ungefährliche Gratwanderung am Nebelhorn. Doch dazu später mehr.
Unser eigentliches Reiseziel Kanada mussten wir leider auf Grund der Corona-Pandemie absagen. Doch Urlaub machen wollten wir trotzdem und am liebsten wandern in den Bergen. Daher entschlossen wir uns relativ kurzfristig den Urlaub in den Allgäu zu verlegen. Der Allgäu hat mit seinen aussichtsreichen Bergen nicht nur eine wunderschöne Natur zu bieten, vielmehr ist die Anfahrtszeit mit gerade einmal 2,5 h recht kurzweilig und entspannt. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass die Autobahn frei ist. 🙂
Unsere Unterkunft
Für unsere Woche buchten wir uns eine selbstversorger Ferienwohnung im Landhaus Lug-ins-Land in Oberstdorf bei Familie Klemm. Die Wohnung war wirklich top sauber und ausgestattet und die Vermieterin sehr freundlich. Ganz in der Nähe gab es Einkaufsmöglichkeiten und das Stadtzentrum war auch gerade einmal 10 Gehminuten entfernt.
Oberstdorf
Oberstdorf ist bekannt für seinen Wintersport. Hier wird vor allem jedes Jahr in der Audi Arena die Vierschanzentournee im Skispringen veranstaltet. Die Arena war gerade einmal knapp 5 – 10 min. Fußweg von uns entfernt und sah sehr eindrucksvoll aus. Ein Besuch lohnt sich, um mal die Größenverhältnisse zwischen den Bildern im Fernsehen und der Realität zu vergegenwärtigen.
Am wettertechnisch besten Tag der Woche entschieden wir uns auf das Nebelhorn (2.224 m) zu wandern. Ausgeschlafen und motiviert ging es für uns früh um 8:00 Uhr los. Idealerweise lag der Einstieg zur Tour direkt in unserer unmittelbarer Nähe, so dass es eigentlich direkt auch gleich los ging mit dem Aufstieg.
Unsere Ausrüstung
Für die Wanderung auf das Nebelhorn planten wir ca. 8 Stunden, inkl. Einkehr in der Seealpe, Fotos machen und Vesperpausen auf dem Gipfel, ein. Eine spezielle Ausrüstung für diese Wanderung benötigt man nicht. Unabdingbar sind sehr gute Wanderschuhe, Sonnenbrille, Sonnencreme, Halstuch (es kann windig sein auf dem Gipfel), Regenklamotten, genügend Proviant (Essen, Trinken etc.), was Warmes zum Drüberziehen, ein Taschenmesser, eine Erste-Hilfe-Set und die Notrufnummer von der Bergwacht .
Ein Klettersteig-Set braucht man nicht, da der Grat überwiegend nicht gesichert ist und ihr somit auch gar keine Möglichkeit habt, euch irgendwo einzuhängen. Der Pfad über den Grat ist eher nur bei den Einheimischen bekannt. Daher ist er auch nicht so überlaufen mit Wanderern.
Unsere Route
Es gibt verschiedene Wanderungen zum Gipfel des Nebelhorns, die im Internet beschrieben sind. Je nachdem was man möchte und ob man vielleicht mit Kindern oder mit einem Hund unterwegs ist, lässt sich da was finden. Wir haben uns die Route über Komoot und Google Maps selbst zusammengesucht.
Eines muss ich vorab erwähnen: Für Familien mit Kindern und für Menschen mit Höhenangst würde ich persönlich die Gratwanderung nicht empfehlen. Es gibt zum Teil enge und ausgesetzte Stellen, wo man ein wenig klettern muss und das sollte man nur mit genügend Erfahrung. Für Familien bietet sich allerdings auch eine Fahrt mit der Nebelhornbahn an. Hier kann man entweder bei der Mittelstation dem Berggasthof Seealpe oder auf der Bergstation beim Gipfel aussteigen. Je nachdem was man sich zutraut zu laufen. Aktuell ist die Nebelhornbahn jedoch bis April 2021 wegen Bauarbeiten außer Betrieb.
Die meisten Routen führen über den Berggasthof Seealpe an der Mittelstation der Nebelhornbahn vorbei. Hier kann man sich nochmal entscheiden, ob man den schwereren oder leichteren Weg wählt.
Unser Startpunkt – Vom Faltentobel zur Seealpe
Direkt hinter der Skisprungschanze von Oberstdorf befindet sich der Einstieg für unsere Wanderung. Zunächst ging es für ca. 3,5 km immer bergauf durch den Faltenbachtobel bis zum Berggasthof Seealpe. Der Faltenbachtobel ist eine wildromatische, natürliche Schlucht (Klamm).
Gleich zu Beginn wartet der Faltenbachtobel mit einem großen Wasserfall auf. Von dort führte uns der Weg anschließend über den Faltenbach hinauf durch die Schlucht. Das Wasser des Faltenbachs fließt hier eindrucksvoll wild den Schattenberg hinab. Einige Stufen und schmale Pfade führten uns nach der Schlucht an eine Straße, dem Versorgungsweg zur Seealpe. Von hier aus waren es noch ca. 10 min. bis zum Berggasthof. Dieser liegt mitten auf einem Plateau umgeben von Bergen.
In dieser schönen Szenerie und bei traumhafter Aussicht gönnten wir uns ein Erfrischungsgetränk und genossen die Ruhe und den Weitblick.
Von der Seealpe zum Gipfel des Nebelhorn
Vom Berggasthof führte uns der Weg rechts entlang hoch zum Gipfel des Nebelhorns. Obwohl diese Route nicht technisch schwierig ist, sollte man die ca. 1.400 Höhenmeter nicht unterschätzen. Zunächst verlief die Route steil bergauf entlang eines serpentinartigen Versorgungsweges.
Nach weiteren ca. 4 km standen wir vor einer riesigen Felswand und ein Schild wies uns auf folgendes hin: Hier sind sie im Hochgebirge. Achtung alpine Gefahren. Unnötig zu erwähnen, dass wir das auch so gesehen haben. Leider Gottes hört man immer wieder von Menschen, die solche Schilder ignorierten und sich überschätzten. Für den anspruchsvollen, wagemutigen Wanderer endete hier jedenfalls der Versorgungsweg. Es ging für uns steil, über einen kleinen natürlichen Pfad, den Berg hinauf. Einfach traumhaft.
Die Aussichten an diesem Tag waren einfach genial. Wir hatten Sonne und immer wieder tief durchziehende Wolken, was am Horizont besonders gut aussah. Doch nicht nur die Weitsicht war einzigartig, auch ein intensiver Blick auf die Alpenwiesen lohnte sich. Vorbei an Eisenhut, Enzian und Arnika war die Farbenpracht einfach großartig. Doch nicht nur die Pflanzen zeigten sich von ihrer besten Seite. Auch einen Alpensalamander und Gämse haben wir gesehen. Fantastisch. So muss eine Wanderung sein.
Das Ziel erreicht – der Gipfel des Nebelhorns
Nach weiteren ca. 3 km kamen wir überglücklich auf dem Gipfel des Nebelhorn an. Wir hatten das große Glück den Gipfel komplett für uns allein zu haben. Von hier aus konnten wir auf unzählige weitere Alpen-Gipfel des Allgäus schauen. Der Blick auf die umliegende einzigartige Bergwelt entschädigte für jede Anstrengung.
Wer möchte kann den Gipfelbereich über den ca. 100 m langen Nordwandsteig einmal umrunden und imposante Tiefblicke genießen. Der Nordwandsteig ist eine Stahl-Konstruktion, die an der Nordwand des Nebelhorns befestigt ist und auf die man durch einen kleinen Tunnel gelangt. 600 m tief kann man hier hinunter blicken. Nichts für schwache Nerven, aber absolut lohnenswert.
Auf dem Gipfel des Nebelhorn befindet sich auch ein Gipfelrestaurant, welches sicherlich kulinarische Highlights und ein eindrucksvolles Ambiente bietet, wenn es geöffnet hätte. Bei unserer Gipfelbesteigung war es leider geschlossen. Das störte uns jedoch nicht weiter, da wir selbst genügend Essen dabei hatten.
Vom Gipfel aus führt auch ein Weg zum Hindelanger Klettersteig, der auch sehr schön sein soll. Ca. 800 Drahtseile und 110 Eisenleitern sorgen hier für ein absolut einzigartiges Klettersteig-Erlebnis. Dieser war jedoch für uns an diesem Tag nicht das Ziel, aber wir haben ihn mit in unsere Liste der Klettersteige aufgenommen, die wir mal machen wollen. Wichtig: Dieser Klettersteig ist nur für geübte Bergsteiger.
Der Abstieg – Die Gratwanderung
Vom Gipfel des Nebelhorn führen mehrere Wege hinunter. Wir entschieden uns für die Gratwanderung. Der Grat führte uns vom Nebelhorn über den Gundkopf (2.062 m) und von dort über den Gaißfuß (1.981 m) zum Gaisalphorn (1.953 m).
Hinweis: Dieser Weg für den Abstieg ist nur ratsam, wenn man noch genügend Kraft und Konzentration hat. Kraft, weil der Grat sich über einige km erstreckt und Konzentration, weil es einige ausgesetzte Stellen gibt, wo man klettern (Schwierigkeitsgrad: I) muss. Es gibt nur an sehr wenigen Stellen Drahtseile und eine Eisenleiter. Alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind somit unbedingt nötig für diese Gratwanderung! Für Kinder ist es meiner Meinung nach absolut nicht geeignet.
Leider gab es hier in der Vergangenheit auch schon schwere Bergunfälle, mit zum Teil tödlichen Ausgang. Nicht zuletzt wegen dieser Herausforderung waren wir allein auf dem Grat unterwegs. Zumal ausweichen an der einen oder anderen Stelle recht interessant geworden wäre. Dieser Weg ist eher bei Einheimischen bekannt, was ihn für uns umso interessanter machte.
Während der gesamten Gratwanderung waren die Aussichten vom Grat auf die umliegenden Allgäuer Gipfel einfach fantastisch. Bei einer kleinen Vesperpause auf dem Gundkopf genossen wir die Ruhe und den Weitblick ausgiebig. Und dann war es da wieder, dieses Gefühl: Manchmal kann man sein Glück in dem Moment gar nicht in Worte fassen, sondern es einfach nur mit der Atemluft aufsaugen und mit dem Blick in die Ferne im Gedächtnis speichern.
Ab dem Gundkopf kann man wunderbar in die Tiefe auf den oberen und unteren Gaisalpsee blicken. Sobald die Sonne rauskam, waren diese beiden Seen von oben einfach traumhaft anzusehen.
Zwischen dem Geißfuß und dem Gaisalphorn kamen ein paar ausgesetzte kleinere Kletterstellen. Hier ist Konzentration und Trittsicherheit gefragt. Ansonsten verlief der überwiegende Teil der Route auf einem natürlich belassenen Pfad, der links und rechts steil bergab ging. Hin und wieder muss man auch genau hingucken, um den Pfad zu erkennen, aber das ist kein Problem. Ein bisschen Nervenkitzel war schon dabei, aber es machte riesig Spaß diese Tour zu gehen.
Auf dem Gaisalphorn trugen wir uns noch ins Gipfelbuch ein und machten uns dann auf den Weg runter zur Seealpe. Das Timing war ganz gut, denn wir konnten schon in der Ferne sehen, dass Regen aufzog.
Bei Regen sollte man sich nicht oben auf dem Grat befinden. Die Gefahr wegzurutschen und keinen Halt zu finden, ist einfach zu groß. Gott sei Dank hatten wir Glück und der Regen kam erst, als wir schon fast wieder in unserer Unterkunft waren.
Der Weg vom Gaisalphorn zur Seealpe schlängelt sich serpentinartig den Berg hinunter und im Vergleich zu den Routen zuvor, war dieser Weg eher unspektakulär und eintönig. Gegen 19:00 Uhr kamen wir glücklich, zufrieden und mit einzigartigen Eindrücken im Gepäck zurück in unserer Unterkunft.
Fazit
Die Wanderung zum Nebelhorn ist absolut empfehlenswert für jeden Wanderer. Für Familien mit Kindern empfehle ich einen Teil der Strecke mit der Nebelhornbahn zu fahren. Auf Grund von Bauarbeiten ist diese jedoch erst wieder ab April 2021 in Betrieb. Die Gratwanderung hingegen sollte nur von erfahrenen Wanderern gemacht werden. Einige ausgesetzte, nicht gesicherte Stellen erfordern Trittsicherheit und vor allem Schwindelfreiheit.
Komoot
Damit eure Tour ein voller Erfolg wird, solltet ihr euch die Route vorher genau anschauen. Unsere Tour haben wir wieder auf Komoot gespeichert und ihr könnt sie gern nachlaufen. Gutes Wetter ist natürlich ebenfalls unabdingbar für euren Wandertag. Das solltet ihr unbedingt am Vortag prüfen und auch auf eurer Tour im Blick behalten. Ein schneller Umschwung kann recht unangenehm werden in den Bergen.
Landschaftlich hat die Region einiges zu bieten. Die einzigartigen, wiesenbedeckten Berge und hohen Gipfel laden zum Entspannen und Verweilen ein. Wir waren definitiv nicht zum letzten Mal auf dem Nebelhorn. Beim nächsten Mal werden wir den Hindelanger Klettersteig in Angriff nehmen.
Schaut euch auch unsere letzte Wanderung im Schwarzwald an: Wanderung auf den Belchen-Gipfel im Südschwarzwald
Hallo Thank you for your article it’s very nice,
I have one question is there another way from nebelhorn to gaisalpsee which does not go through the ridge? which is easier for kids
Hi, there is a path to the Gaisalpsee from the Panoramaweg on the Nebelhorn. This is also signposted. The path is much easier than over the ridge. There are some passages secured with wire ropes, which require sure-footedness and a head for heights. I would say it depends on how old and experienced your kids are in alpine terrain.