Eine Grenzüberquerung der besonderen Art
Bei mir stand Wandern in atemberaubender alpiner Kulisse schon lange auf meiner ganz persönlichen Liste „1000 Dinge, die ich gern mal gemacht haben möchte, bevor ich sterbe“. Dieser Traum ist nun in Erfüllung gegangen. Gemeinsam mit meinem Mann, einem Freund und seiner 14-jährigen Tochter wollten wir auf die Zugspitze wandern.
Die Zugspitze
Die Zugspitze ist mit 2962 m der höchste Berg Deutschlands und zugleich der höchste Gipfel des Wettersteingebirges. Über den Westgipfel verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Die Zugspitze gehörte bis 1854 gänzlich zu Österreich. Anlässlich der Heirat von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich mit „Sisi“ (Elisabeth von Österreich-Ungarn) schenkte der Kaiser den östlichen Teil des Gipfels seinem Vetter Ludwig II. Otto Friedrich Wilhelm von Wittelsbach, dem späteren König von Bayern.
Auf Grund der Zweiteilung gibt es auch zwei Bergbahnen mit denen man auf die Zugspitze gelangt. Eine Bahn fährt von der bayrischen Seite hoch und die andere von der tiroler Seite zum Berg hinauf.
Südlich gelegen vom Berg befindet sich das Zugspitzplateau, auf dem man im Winter wunderbar Skisport betreiben kann. Das Plateau wird flankiert von 3 Gletschern. Dem nördlichen und südlichen Schneeferner und dem Höllentalferner Gletscher. Die erste Besteigung der Zugspitze fand 1820 durch Josef Naus statt.
Wandern auf die Zugspitze
Es gibt viele Möglichkeiten die Zugspitze zu besteigen. Unser ursprünglicher Plan war die Gatterl Tour zu machen. Startpunkt sollte Ehrwald in Österreich sein und die Route sollte über das Gatterl bis zum Gipfel führen. Doch wie so oft in den Bergen, machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. An unserem eigentlichen Wandertag war das Wetter einfach zu schlecht. Nebelig, tiefziehende Wolken und Regen. Da machte eine Besteigung nicht wirklich Sinn. Daher entschieden wir uns für den nächsten Tag, an dem nur Sonne angesagt war. Da es sich leider um einen Sonntag handelte und wir auch unsere Rückfahrt nach Karlsruhe (3-4 Stunden) mit einplanen mussten, entschieden wir uns für die umgekehrte und somit einfachere Tour von der Zugspitze, über das Zugspitzplateau, bis zur Knorrhütte und von dort über das Gatterl zur Ehrwald Alm. Diese Route ist ca. 16 km lang und dauert ca. 6-7 Stunden inklusive Einkehr in einer der Hütten. In Vorbereitung darauf parkten wir bereits am Abend zuvor ein Auto an der Talstation der Ehrwald Alm. Somit konnten wir von dort nach unserer Wanderung wieder zur Talstation der tiroler Zugspitzbahn fahren, wo wir am nächsten Tag unsere Tour starten wollten.
Die Tour
Schon frühmorgens begrüßten uns die Berge bei einem wunderschönen Sonnenaufgang mit klaren Himmel. Das ließ uns hoffen, dass wir uns für die richtige Taktik und den richtigen Tag entschieden haben.
Wir frühstückten gleich früh um 7:15 Uhr, damit wir gleich mit der ersten Seilbahn um 8:30 Uhr hoch auf die Zugspitze fahren konnten. Von unserer Unterkunft aus (Schwalbennest in Ehrwald) waren es nur 3 km und ca. 6 Minuten Fahrt bis zur Bahn. Pünktlich wie die Maurer waren wir 5 Minuten vor Abfahrt an der Seilbahn und schon ging die große Tour los. Bereits die Auffahrt war atemberaubend. Der Himmel war strahlend blau und die Sicht war fantastisch. Schon jetzt war uns klar, das wird ein schöner Tag.
Oben angekommen war die Aussicht unglaublich schön. Schon allein das hat uns alle emotional sehr betroffen, weil einfach alles passte. Wie sagt man immer so schön: „Man liebt es, wenn ein Plan aufgeht.“ Wir machten zunächst ein paar Fotos von der österreichischen und deutschen Seite. Beide Seiten sind über einen Steg mit einander verbunden, so dass man munter Grenzgänger spielen kann.
Auf der deutschen Seite konnte man am Fuße des Berges den Eibsee erkennen und die kaputte Seilbahnkabine, die in der Woche zuvor zerstört wurde.
Dadurch fuhr die Bahn auf der bayrischen Seite gar nicht. Was für ein Glück für uns, dass wir von vornherein von der österreichischen Seite die Tour machen wollten.
Nach den ersten begeisternden Eindrücken, ging es für uns zunächst ganz rauf auf den höchsten Punkt des Berges – zum Kreuz. Dazu muss man auf der deutschen Seite über ein Baugerüst die Treppe zum Klettersteig nehmen. Hier braucht man nicht unbedingt eine Klettersteigausrüstung, aber wer auf Nummer sichergehen will, legt lieber den Gurt an. Nach ein paar Stufen und ein wenig klettern in schwindelerregender Höhe, standen wir ganz oben auf der Spitze. Das Gefühl und die Aussicht waren einfach überwältigend. Man kann gar nicht in Worte fassen wie unglaublich schön und entspannend dieser Ausblick waren. So als würde fast die Zeit stillstehen. Wie angewurzelt steht man dort oben und blickt auf die bizarre Schönheit unserer Natur herunter.
So nach und nach füllte sich dann der Gipfel und es war Zeit für uns ihn wieder zu verlassen und unsere Wanderung anzufangen. Gegen 10:00 Uhr fuhren wir mit der Gletscher Bahn von der Zugspitze auf das Zugspitzplateau. Von dort aus starteten wir unsere Tour. Vom Plateau aus kann man sehr gut den Schneeferner Gletscher sehen.
Nun kam der Ernst des Lebens. Wir fanden recht schnell unseren Wegweiser zum Gatterl. Über Geröll, Schotter und einem Schneefeld wanderten wir vom Zugspitzplatt zunächst erst einmal zur Knorrhütte. Unterwegs trafen wir einige Wanderer. Einige wollten hoch, einige wollten runter. So wirklich allein war man in dieser Höhe und an so einem wettertechnisch schönen Tag nicht.
Nach ca. 2 – 2 ½ Stunden kamen wir an der Knorrhütte an. Hier machten wir erst einmal Rast, tranken, aßen ein wenig und genossen die Aussicht.
Nach ca. 45 Minuten machten wir uns auf zur nächsten Etappe. Der Weg wurde langsam wieder ein wenig grün, was ein paar vereinzelten grünen Büchen geschuldet war. Auf der Etappe zwischen der Knorrhütte und dem Gatterl bekommt man einen wunderbaren Blick hinunter in das Reintal und hinauf auf die hinter uns liegende Zugspitze.
Je näher man dem Gatterl und somit der Grenze kommt, wird der Weg wieder etwas steiler und anstrengender. Vor der Grenzüberquerung gönnten wir uns noch einen letzten Blick auf die Zugspitze.
Das Gatterl
Das Gatterl bildet die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Hinter der Grenze ist der Gipfel der Zugspizte nicht mehr zu sehen. Unsere 2. Etappe war geschafft. Nun ging es hauptsächlich nur noch bergab. Ab und zu noch ein paar leichte Steigungen, aber mit dem Ziel vor Augen waren diese nicht mehr so anstrengend.
In der Ferne konnte man sogar die Baumgrenze mittlerweile wiedererkennen. Wir gönnten uns auf einer Anhöhe eine kurze Rast und tankten nochmal Kraft für den letzten Abschnitt zur Ehrwald Alm.
Unterwegs überquerten wir einen kleinen Fluss, sahen in der Ferne Sikawild, teilten uns den Weg mit Kühen und liefen vorbei an der Hochfelder Alm, welche sich sicherlich auch schön für eine Einkehr anbietet.
Dann endlich war die Ehrwald Alm in Sicht. Überglücklich und strammen Schrittes liefen wir direkt zu unserem Ziel – der Ehrwald Alm Hütte.
Hier genossen wir ein letztes Mal die Aussicht und belohnten unsere erfolgreiche Wandertour mit einem Erfrischungsgetränk und einem typisch österreichischen Kaiserschmarrn.
Pünktlich um 17:45 Uhr ging es dann mit der letzten Bahn von der Ehrwald Alm hinunter ins Tal, wo auch schon unser Auto auf uns wartete.
Alles in allem war das eine sehr schöne Tour vor allem, weil das Wetter so fantastisch war. Bei schlechten Wetter lohnt es sich nicht, da es dann nicht nur nichts zu sehen gibt, sondern auch einige Abschnitte sehr rutschig sein können. Von daher haben wir alles richtig gemacht und sind glücklich und zufrieden in die neue Woche gestartet.
Fantastische Bilder, fantastische Aussichten. Diese Tour lässt sich also auch ohne professionelle Führung durchführen. Einfach klasse.
Absolut. War eine sehr entspannende Wanderung.