Nachdem wir unsere schöne Unterkunft (Hrifunes Guesthouse) im Süden hinter uns gelassen hatten, fuhren wir weiter ins Landesinnere zum Vulkan Hekla. Dort wollten wir wandern und den Gipfel erklimmen.
Der Vulkan ist 1491m hoch. Er liegt nordöstlich von Hella ist ca. 25 km westlich von Landmannalaugar entfernt. Hekla ist das isländische Wort für Haube. Der Vulkan gehört zu den drei aktivsten Vulkanen in Island. Zuletzt ist er 2000 ausgebrochen. Der explosive Spaltenausbruch hielt 11 Tage lang an und brachte zudem pyroklastische Ströme (Link: Was sind pyroklastische Ströme?) hervor.
Wir erwischten eine Ruhephase der Hekla. Dann ist der Vulkan oft mit Schnee und kleineren Gletschern bedeckt. Informationen zufolge reicht die Magmakammer wohl bis 8 km in die Tiefe. Die Hekla befindet sich an einer Stelle, wo die südliche isländische Erdbebenzone auf die östliche Vulkanzone trifft. Insgesamt gibt es auf Island ein 40 km langes Vulkansystem zu dem zahlreiche Krater gehören. Unter anderem gehört auch der Vatnajökull dazu. Die Hekla ist der Zentralvulkan dieses Vulkansystems. Mehr Informationen bekommt ihr bei Wikipedia.
Die Anfahrt
Wir hatten mal wieder ein fantastisches Wetter abgepasst. Blauer Himmel, Sonnenschein und 20 Grad. Für eine Wanderung auf den Vulkan einfach perfekt. Doch zuvor mussten wir erst einmal mit dem Auto dort hinkommen. Allein die Fahrt dorthin war schon ein absolutes Abenteuer. Wir nahmen eine wirklich sehr spannende Strecke und wurden mit tollen Aussichten, unwirklichen Mondlandschaften und Adrenalin pur belohnt. Die Straße war zum Teil nicht breiter als ein Auto und die Beschaffenheit war eine echte Herausforderung. Unzählige kleine und auch große Lavabrocken befanden sich auf unserem Weg. Einige Stellen waren noch von Schnee bedeckt, während andere wiederum von kleineren Rinnsalen schmelzendem Eises durchzogen waren. Ich selbst gönnte mir den Fahrspaß, was zum Teil eine echte Herausforderung war, aber das war es wert. Die Anspannund und Konzentration waren bei mir recht hoch, während mein Mann hin und wieder ganz schön unruhig wurde. Ich bin mir sicher, er wäre auch sehr gern selbst gefahren. Ab und zu musste er sogar aussteigen, um den einen oder anderen Felsbrocken beiseite zu räumen. Wir fuhren bis auf 700 m Höhe an den Vulkankrater heran. Ich war zwar etwas skeptisch, zumal der fahrbare Weg dorthin immer schlechter wurde, aber mein Mann war da zuversichtlicher.
Der Aufstieg
Als wir am Ende der Straße auf der Nordwestseite des Vulkans ankamen, stand noch ein weiteres Auto dort. Das hat mich ein wenig beruhigt, denn schließlich konnte es ja so gefährlich dann nicht sein. Die Aussicht von hier aus war schon mal der absolute Wahnsinn. Man konnte an diesem Tag sehr weit gucken und so die gesamte umliegende Region sehen. Einfach atemberaubend.
Wir zogen unsere Wanderschuhe an, packten unseren Rucksack und begannen mit dem restlichen Aufstieg zum Krater auf 1491m Höhe. Die ersten 100-200m gingen sehr steil bergauf bei einem Anstiegswinkel zwischen 60 bis 70 Grad. Dieser steile Aufstieg verschärfte sich noch durch ein dahin schmelzendes Schneefeld, was die ganze Sache noch rutschiger machte. Gott sei Dank ist keiner von uns ins Rutschen gekommen.
Der Gipfel
Nach dem steilen Aufstieg wird es ein wenig flacher und man kann die Aussicht zu jeder Zeit genießen. Von jetzt an wechseln sich Lava- und Schneefelder bis zum Gipfelkrater ab. Der Aufstieg ist beschwerlich, aber wunderschön und dauert ca. zwei Stunden mit Foto- und Essen-Pause.
Bei Sonnenschein ist hier absolut Sonnencreme, ein Hut und eine Sonnenbrille zu empfehlen. Endlich auf dem Gipfel angekommen ist der Eindruck so enorm überwältigend und die Aussicht so großartig, dass man sich gar nicht satt sehen kann.
Der Krater ist komplett mit Schnee bedeckt. Nur an den Seiten kann man tiefe Spalten erkennen aus denen zum Teil warmer Rauch aufsteigt. Hin und wieder riecht es ein wenig nach Schwefel und verfaulten Eiern, aber es ist auszuhalten. Wenn man den Boden berührt, spürt man wie warm er ist. Dieses Gefühl ist wirklich sehr beeindruckend und man stellt sich unweigerlich die Fragen. Was passiert eigentlich, wenn der Vulkan jetzt ausbricht? Hat man dann überhaupt noch eine Chance zu entkommen?
Auf dem Kraterrand steht ein kleines Häuschen, welches eine Mess-Station enthält. Hier wird genau beobachtet, ob und wann der nächste Vulkanausbruch sich ankündigt. Direkt hinter dem Häuschen lassen wir uns für eine kurze Rast nieder und genießen die Aussicht bei einer kleinen Vesper-Pause.
Unser Rückweg
Nach unserer kleinen Pause machten wir uns wieder auf den Rückweg. Doch dieses Mal nicht nur zu Fuß. Wir holten unsere Regenjacken heraus und als das Gefälle wieder einmal sehr groß war, rutschten wir auf ihr einfach hinab. Das war ein riesen Gaudi.
Nach nur knapp einer Stunde waren wir wieder am Auto. Überglücklich zogen wir uns um und fuhren den ganzen, einsamen, abenteuerlichen Weg wieder hinunter. Dieses Mal gönnte Ive sich den Spaß selber und brachte uns wieder sicher herunter.
Fazit
Die Anfahrt und die Wanderung auf den Vulkan sind einfach einmalig. Wenn man dort in der Region sich aufhält, sollte das unbedingt auf dem Reiseplan stehen. Ganz wichtig. Fahrt die Strecke hoch zum Vulkan nur, wenn ihr sichere Fahrer seid und euch das zutraut. Ihr solltet definitiv keine Angst vor engen Straßen, vor Höhe, tiefen Schlaglöchern, steil abfallenden Wänden, Schnee, Eis und spitzen Lavagestein haben. Erfahrung mit einem Allradantrieb kann zudem auch nicht schaden, aber das lernt man hier auch schnell. Für die Wanderung selbst solltet ihr unbedingt einen Rucksack mit den wichtigsten Dingen dabeihaben. Wichtig ist dabei: Essen, Trinken, Kopfbedeckung, Sonnencreme, Sonnenbrille, ein Halstuch, eine Regenjacke und ein Handy für den Notfall. Dann dürfte dem Gelingen eurer Tour nichts im Wege stehen.
Solltet ihr eine Tour dort hoch planen, empfiehlt es sich auch die Aktivität des Vulkans im Blick zu behalten. Denn unsere Vermieterin meinte am nächsten Tag zu uns. „Ach ja, die Hekla. Da warten wir eigentlich jeden Augenblick darauf, dass sie ausbricht.“
Der Vulkan gilt als unberechenbar. Die Ausbrüche kommen recht unvorhergesehen und können wohl nur schwer eingeschätzt werden. An den Straßen dorthin stehen auch Schilder, die vor einem möglichen Ausbruch warnen. Doch keine Sorge. Es gibt außerdem eine Smartphone App (Vulkane & Erdbeben) von VolcanoDiscovery, die als Frühwarnsystem bei Vulkanausbrüchen genutzt werden kann. Hierüber bekommt man immer aktuelle Informationen zur Lage in den jeweiligen Regionen.
Für uns war es eine tolle Wanderung und Erfahrung. Den Vulkan bei einem solchen Wetter besteigen zu können, gehörte für uns zu dem beeindruckendsten Erlebnis in Island. Denn leider ist der Vulkan nicht immer so gut sichtbar und vor allem begehbar. Oft ist er einfach nur in Nebel verhüllt und dann sieht man leider absolut nichts von dort oben. Solltet ihr also gutes Wetter haben und ihr in der Region sein – ab auf den Hekla.