Dieses Mal habe ich einen Wandertipp mit Begehung des erlebnisreichen Mindelheimer Klettersteigs für euch. Diesen bekannten und sehr beliebten Klettersteig wollten wir bereits im Juni machen. Doch auf Grund von Regen und schlechten Wetter entschieden wir uns aus Sicherheitsgründen dagegen.
Da die Corona Krise uns jedoch weiterhin in „festen Händen“ hält, entschieden wir uns im September zurückzukehren. Und dieses Mal hatten wir bombastisches Wetter, strahlenden Sonnenschein und blauen Himmel.
Der Mindelheimer Klettersteig
Dieser mittelschwere Klettersteig der Kategorie C wurde 1975 von der DAV-Sektion Mindelheim errichtet und ist ca. 4km lang. Der Steig führt über die drei Schafalpenköpfe in den Allgäuer Alpen. Er kann auf zwei Wegen begangen werden. Entweder von der Mindelheimer Hütte (2.013 m) oder von der Fiderepasshütte (2.067 m). Beide Ausgangspunkte haben ihren eigenen Charme.
Der Klettersteig wird fortwährend gewartet und bietet neben anspruchsvollen Stellen auch Abschnitte mit ungesicherten Gehgelände. Insgesamt bietet er Abschnitte der Kategorie A, B und C. Schwindelfreiheit, Trittsicherheit, stabiles Wetter und eine einigermaßen gute Kondition sind nötig, um den Klettersteig mit seinen tollen Aussichten vollends genießen zu können.
Die Gesamtgehzeit für den Klettersteig liegt zwischen 3 und 5 Stunden. Das ist abhängig davon, ob man viel Gegenverkehr hat oder nicht. Wissenswert ist auch, dass dieser Klettersteig über keinen Notausstieg verfügt. Man sollte sich also vorher genau über das Wetter informieren und vor allem sein eigenes Leistungsvermögen kennen.
Unser Startpunkt
Wir entschieden uns mit dem Auto von Oberstdorf zur Talstation Fellhornbahn zu fahren und dort zu parken. Mit der Seilbahn ging es dann hoch zur Mittelstation, wo wir unsere Wandertour starteten. Mit im Gepäck: Genügend Essen, Trinken, ein Klettersteigset, ein Helm und jede Menge Motivation und Energie.
Von der Fellhornbahn Mittelstation zur Fiderepasshütte
Von der Mittelstation der Fellhornbahn, auf 1.740m Höhe, starteten wir gegen 9:00 Uhr unsere Wandertour. Zunächst ging es für auf einem schmalen Pfad immer parallel zum Berg bis zur Oberen Alpe Bierenwang. Der Weg ist sehr gut ausgebaut und leicht zu begehen. Nach ca. 15 Minuten kamen wir an dieser schön gelegenen Hütte vorbei. Von der Bierenwangalpe führt der Pfad leicht ansteigend weiter bis zu einem Abzweig.
Weiter nach oben führte der Weg zur Kanzelwand und zum Fellhorngipfel. Wir nahmen den linken Abzweig in Richtung Fiderepasshütte. Auf diesem Abschnitt liegt auch der Zwei-Länder-Sportklettersteig.
Dieser Klettersteig ist auch sehr schön und empfehlenswert. Allerdings ist er mit seinen gerade einmal 550m verhältnismäßig kurz und war nicht unser Ziel an diesem Tag. Wir ließen den Einstieg zum Klettersteig rechts liegen und gingen weiter zu unserem nächsten Ziel. Ab jetzt war der Weg ein wenig unwegsam. Viele größere Steine lagen auf dem Weg, die überwunden werden mussten. An einer Stelle mussten wir auch eine Mure queren, was nicht ganz ungefährlich war. Von hier an ging es nur noch steil bergauf.
Der letzte Anstieg zur Fiderepasshütte hatte es dann in sich. Glücklich, zufrieden und einkehrbereit kamen wir, nach ca. 2:45 h, an der Fiderepasshütte auf 2.067m Höhe an. Das Wetter war immer noch fantastisch und die Aussicht einfach gigantisch. Wir suchten uns einen schönen Platz auf der Terrasse und gönnten uns eine Leberknödelsuppe. Beim Essen hatten wir einen wunderbaren Blick auf die Schafalpenköpfe und den darüber führenden Mindelheimer Klettersteig.
Von der Fiderepasshütte zur Mindelheimer Hütte
Von der Fiderepasshütte führt ein Pfad über Geröll steil bergauf zum Mindelheimer Klettersteig. Ca. 1 Stunde dauerte der Aufstieg bis wir zum Klettersteig ankamen. Der Blick zurück, hinunter auf die Fiderepasshüte war einfach traumhaft. Im Hintergrund konnten wir das Kleinwalsertal in Österreich mit dem Hohen Ifen und Gottesacker sehen. Hin und wieder hielten wir inne, genossen die Ruhe und den Blick über die einsam, emporragenden Gipfel der Alpen. Eine innere Entspannung stellte sich ein und ließ uns motiviert auf den bevorstehenden Klettersteig blicken.
Auf dem Mindelheimer Klettersteig
Der Einstieg zum Klettersteig ist deutlich gekennzeichnet. Unmittelbar davor gibt es die Möglichkeit sein Klettersteigset in Ruhe anzuziehen und die Aussicht noch einmal in Ruhe zu genießen. Doch keine Sorge, die fantastische Aussicht bleibt euch über die gesamte Klettersteigstrecke hinweg erhalten.
Der gesamte Steig ist sehr gut mit Drahtseilen, Eisenklammern und Leitern gesichert. Gleich zu Beginn wartete eine sehr schön senkrechte Wand auf uns. Ein erstes Highlight ließ auch nicht lang auf sich warten. Eine ca. 10m lange Leiterbrücke, die über einen großen Spalt führt. Anschließend übersteigt man einige kleinere Gipfel: die drei Schafalpenköpfe (höchster Punkt 2.320 m) und den Gipfel vom Kemptner Köpfl (2.191m)
Mit seinen senkrechten Wänden, den leicht überhängenden Passagen und den fantastischen Aussichten ist der Klettersteig ein absolutes Highlight in den Allgäuer Alpen und ein absolutes Muss für jeden Bergbegeisterten. Im Verlauf des Klettersteigs konnten wir immer wieder die großartige Ausblicke auf die Berge der Allgäuer Alpen genießen.
Die Mindelheimer Hütte
Nach ca. 3:30 h kamen wir am Ausgang des Klettersteigs an. Eine Glückwunsch-Plakette von der DAV-Sektion Mindelheim ziert das Ende des Klettersteigs. Überglücklich zogen wir unseren Klettergurt aus und machten uns auf den Weg zur Mindelheimer Hütte.
Doch bevor wir zur Hütte gelangten, war noch das Kemptner Köpfl (2.191m) zu überwinden. Der Pfad schlängelt sich über den Grat bis zum Gipfel und darüber hinaus bis zur Mindelheimer Hütte. Die Aussicht vom Gipfel war als Abschluss für den Klettersteig einfach perfekt. Wir waren allein, dass Wetter weiterhin fantastisch und wir konnten die Ausblicke in die deutsche und österreichische Bergwelt nochmal so richtig genießen. Grandios.
Nach ca. weiteren 900m kamen wir überglücklich an der Mindelheimer Hütte an. Diese ist ziemlich groß und hat einen sehr schönen Außenbereich mit exponierter Lage. Hier kann man nicht nur einkehren, sondern auch übernachten. Als wir ankamen, stand die Sonne noch über den umliegenden Bergen und tauchte die Hütte und die ganze Umgebung in fantastisches, harmonisches Abendlicht.
Runter vom Berg
Da es schon 18:30 Uhr war, gönnten wir uns nur was zu trinken und machten uns dann auf den Heimweg. Wir bekamen von der Wirtin der Mindelheimer Hütte einen anderen Weg empfohlen als den, den wir uns rausgesucht hatten. Da es schon spät war und man sich auf die Meinung der Einheimischen immer verlassen kann, folgten wir ihrem Rat.
Der Rückweg zog sich ziemlich lang und die Sonne ging auch schon langsam unter. Schnellen Schrittes liefen wir den schmalen Pfad 4km hinunter in Richtung der Schwarze Hütte. Entlang des Rappenalpenbachtals führte uns dann eine Straße zur Talstation der Fellhornbahn zurück.
Da es mittlerweile schon dunkel war und die Strecke zur Talstation noch weitere ca. 8km lang, fragten wir an einer beleuchteten Hütte, ob uns jemand zur Talstation fahren könnte. Wir fanden eine nette Frau, die uns freundlicherweise zu unserem Ausgangspunkt zurückbrachte. Andernfalls wären wir warscheinlich erst gegen 23:00 Uhr zurück in Oberstdorf gewesen. Es empfiehlt sich daher die Aussichten im Herbst vielleicht nicht all zu lang zu genießen und die Pausen eher kürzer zu halten. Dann kommt man ohne weiteres auch im Hellen wieder an seinem Ausgangspunkt an. Für uns war jedenfalls jede Minute, die wir an diesem Tag in den Bergen verbracht hatten, es wert im Hier und Jetzt zu sein. Überglücklich und mit vielen tollen Eindrücken ging der Tag für uns zu Ende.
Unsere Route
Unsere Wanderung inkl. dem Klettersteig war insgesamt ca. 25,5 km lang und dauerte rund 10 Stunden. Den Klettersteig kann man auch von Mittelberg, der österreichischen Seite aus, begehen. Diese Route ist insgesamt kürzer.
Man sollte auf jeden Fall genügend Essen und Trinken dabei haben. Solltet ihr diese Wanderung im Herbst machen, so wie wir, empfiehlt sich eine sehr frühe Startzeit oder eine Übernachtung in einer der Hütten (Fiderepasshütte oder Mindelheimer Hütte). Sonst kann es passieren, dass ihr vor der hereinbrechenden Nacht, so ca. um 20:15 Uhr, noch nicht „raus aus dem Berg“ seid. Das könnte zum Teil dann gefährlich werden. Eine Taschenlampe wäre demzufolge für eure Ausrüstung ganz ratsam. Im Sommer braucht ihr euch darüber allerdings keine Gedanken machen.
Für Familien mit Kindern ist die Tour eher ungeeignet. Außer die Kinder sind Klettersteig erprobt und bringen genügend Kondition mit. Ansonsten empfiehlt es sich hier, vielleicht nur bis zur Fiderepasshütte zu wandern und zurück.
Ausrüstung für den Klettersteig
Die richtige Ausrüstung solltet ihr dabei haben. Benötigt wird auf jeden Fall eine komplette Klettersteigausrüstung (Gurt, Y-Schlinge, Helm) und Schuhe, die für den alpinen Raum geeignet sind. Die Klettersteigausrüstung kann man in den umliegenden Tälern ausleihen. Wer gern eine eigene Ausrüstung haben möchte, wird im Internet auch schnell fündig, wie hier z.B. bei Amazon.
Schaut euch auch unsere Wanderung auf dem 2-Länder-Panoramasteig an: Unterwegs auf dem 2-Länder-Panorama-Rundwanderweg
Der Mindelheimer Klettersteig ist sehr zu empfehlen, wenn man im Kleinwalsertal Urlaub macht. Wenn einem der Mindelheimer Klettersteig gefallen hat, kann man am folgenden Tag auch gleich noch den bei Oberstdorf befindlichen Hindelanger Klettersteig machen.
Hallo Ralf, ja das stimmt. Aus dem Kleinwalsertal heraus kommt man auch wunderbar zum Mindelheimer Klettersteig hinauf. Der Hindelanger Klettersteig steht noch bei uns auf dem Plan. 🙂