Thingvellir – Nationalpark

Eine landschaftlich eindrucksvolle und geschichtsträchtige Region befindet sich im Südwesten von Island, der Þingvellir (dt. Thingvellir) Nationalpark. Gerade einmal 40 km von Reykjavik entfernt, kann man hier eine geologische Besonderheit hautnah erleben. Zudem hat dieser Ort für Island eine große geschichtliche Bedeutung.

 Þingvellir Nationalpark
Þingvellir Nationalpark

Historische Bedeutung

Isländisch bedeutet Þing (Thing) Volksversammlung und vellir (ausgesprochen: wettlir) Feld oder auch Ebene. Zusammengesetzt bedeutet der Name Thingvellir somit „Ebene der Volksversammlung“. Und genau das fand hier über Jahrhunderte hinweg, statt. Bei der Schlucht Almannagjá (Allmännerschlucht) war der sogenannte Thingplatz. Hier trafen sich bereits norwegische Wikinger zur traditionellen Versammlung Althing. Sie beschlossen hier Gesetze und fällten Urteile. Nach den griechischen und römischen ist das Althing eines der ältesten Parlamente der Welt. Es bestand bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Auf diesem Thingplatz befindet sich auch Islands Ursprung. Am 17. Juni 1944 wurde hier die Republik Island ausgerufen. Dieser Tag ist mittlerweile Islands Nationalfeiertag, der immer ganz groß bei den Einheimischen gefeiert wird.

Thingvellir mit der isländischen Nationalflagge
Thingvellir mit der isländischen Nationalflagge

Geologische Bedeutung

Þingvellir liegt inmitten einer Grabenbruchzone und ist umgeben von 4 vier aktiven Vulkansystemen. Im Thingvellir Nationalpark wird anhand riesiger Felsspalten und großer Risse das Auseinanderdriften der amerikanischen und eurasischen, tektonischen Platte sichtbar. Vor allem in der Allmännerschlucht und in der Silfra Spalte kann man das eindrucksvoll sehen. Pro Jahr sollen die Platten angeblich bis zu 2 cm weiter auseinanderdriften. Wenn man das mal auf die Jahre hochrechnet, sind das in 10 Jahren 20 cm und womöglich sind es durch kleinere Erdbeben und Vulkanausbrüche noch mehr. Zumindest kann man diese Veränderung in 10 Jahren schon deutlich sehen.

Silfra Spalte im Nationalpark
Silfra Spalte im Nationalpark
Gut ausgebaute Wege führen durch den Nationalpark
Gut ausgebaute Wege führen durch den Nationalpark

In der Allmännerschlucht befindet sich der beeindruckende Wasserfall Öxarárfoss. Diese Schlucht war mit ihrer bizarren, schroffen Schönheit schon Drehort für zahlreiche Filme und Serien. Für die Serie Game of Thrones dienten manche Plateaus und Schluchten schon als Schauplatz für einige Handlungen in Mittel-Westeros. Viele Touristen kommen nur deswegen hierher.

Der Öxaráfoss in der Allmännerschlucht
Der Öxaráfoss in der Allmännerschlucht
Wege durch die Schlucht
Wege durch die Schlucht

Schnorcheln in der Silfra Spalte

Es gibt sehr viele Möglichkeiten die Silfra Spalte zu erkunden. Zahlreiche Unternehmen bieten Tauch- und Schnorchelerlebnisse an.

Wir fanden über Airbnb den isländischen Guide Hedinn, der Schnorcheltouren in der Silfra Spalte anbietet. Wir buchten die Tour direkt über Airbnb. Es war alles sehr unkompliziert. Wie der Zufall so wollte, bekamen wir sogar eine private Tour. Wir waren seine einzigen Gäste an diesem Tag, da er Geburtstag hatte. Die Stimmung war somit sehr locker und fast freundschaftlich. Wir hatten das Gefühl mit einem sehr guten Freund ein Abenteuer zu erleben.

Die gesamte Tour war sehr gut organisiert. Zunächst gab es eine kleine Einweisung. Er erzählte uns alles Wichtige, was wir für das Schnorcheln wissen mussten und zeigte uns die bevorstehende Tauchstrecke. Anschließend folgte das Ankleidungsprozedere. Für den Tauchgang sollte man selber lange Baumwollunterwäsche mitbringen. Den Rest bekommt man vor Ort. Drei weitere Lagen folgten. Hedinn gab uns noch Neoprenunterwäsche, einen Tauchanzug und einen Trockenanzug. Man hat sich wirklich gefühlt, wie das Michelin Männchen und sah vor allem auch so aus.

Ab ins Wasser

Nach der Einweisung läuft man ein paar Meter bis zur Einstiegsstelle. Hier kann es je nach Uhrzeit sehr voll sein und man muss warten bis man reingehen kann. Die Guides sind hier sehr gut organisiert. Jeder, der mit einer Gruppe kommt, reiht sich in die Schlange mit ein. Es gibt hier niemanden, der sich vordrängelt. So hatten wir genügend Zeit die Aussicht auf die Spalte zu genießen. Nach ca. 20 Minuten Wartezeit waren wir an der Reihe. Flossen an, Taucherbrille auf und ab ins 2 Grad kalte Wasser.

Über eine Stahlplattform läuft man langsam in das Wasser rein. Mit den vier Lagen hat man absolut nichts von der Kälte gespürt. Nur an den Lippen und am Hals war etwas zu spüren, aber das störte uns überhaupt nicht. Wahrscheinlich war unser Adrenalinspiegel einfach zu hoch dafür. 🙂 Schon das erste Eintauchgefühl war überwältigend. Mit dem Trockentauchanzug treibt man an der Wasseroberfläche, wie eine Boje. Einfach Klasse. Meinen ersten Blick unter Wasser werde ich nie vergessen.

Beginn unseres Tauchganges in der Silfra Spalte
Beginn unseres Tauchganges in der Silfra Spalte
Schnorcheln in der Silfra Spalte
Schnorcheln in der Silfra Spalte
Unsere Tauchroute

Die Silfra Spalte teilt sich in 4 Abschnitte: Silfra Big Crack (Der Große Spalt), Silfra Hall (Der Saal), Silfra Cathedral (Die Kathedrale), und Silfra Lagoon (Die Lagune)

Die ersten 3 Bereiche sind sehr tiefe Schluchten. Die Lagune hingegen ist flacher und hat einige Sand- und Algenfelder. Unglaublich klar und Blau war das Wasser in den Schluchten. Der Blick in die Tiefe war einfach atemberaubend. Das kristallklare Wasser, das leuchtende Blau und die dunkelblaue Tiefe sind einfach nur fesselnd. Man kann seinen Blick gar nicht davon abwenden. Schwerelos schwebt man zwischen den 2 senkrechten Basaltfelswänden, die an manchen Stellen gerade einmal 2-5 m auseinanderliegen. Mit der einen Hand an der eurasischen und mit der anderen an der amerikanischen Kontinentalplatte. Was für ein Erlebnis.

Ein Blick in die Tiefe
Ein Blick in die Tiefe

Am Ende der Spalte spürt man deutlich wie die Strömung einsetzt. Hier strömt das Wasser aus der Silfra-Spalte in den Thingvallavatn See. Bevor wir raus auf den See getrieben wurden, bogen wir scharf links in eine lange und breite Lagune ab. Hier konnten wir noch ein wenig verweilen und die Lagune erkunden. Auch hier konnte man schier endlos tiefe Gräben sehen und anders als in der Spalte, sieht man hier auch leuchtend grüne Algen. Fische sucht man hier vergebens, aber die braucht man hier auch nicht. Es ist einfach unglaublich was die Erde hier geschaffen hat und das mal live zu erleben, ist einfach unfassbar.

Blick entlang der Spalte
Blick entlang der Spalte
Sandboden in der Lagune
Sandboden in der Lagune

Nach unserem Tauchgang waren wir mehr als nur glücklich und zufrieden. Nachdem wir uns umgezogen hatten, genossen wir ein paar süße Snacks und einen Kaffee von Hedinn. Natürlich hatten wir auch etwas dabei. Da wir wissen, dass in Island der Alkohol recht teuer ist und die Isländer sich freuen, wenn man was dabeihat, holten wir unsere Thermosflasche heraus. Diese hatten wir bereits in Deutschland mit einem leckeren schottischen Whisky gefüllt. Hedinn freute sich über diese Aufmerksamkeit sehr und so konnten wir mit ihm auf seinen Geburtstag und unser tolles Taucherlebnis anstoßen. Die Tour war rundum perfekt. Wir haben uns sehr wohl gefühlt und waren überglücklich, das alles mit einem echten Wikinger zu erleben.


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