Einen Pflichtprogrammpunkt in Neuseeland hatten wir uns im Vorfeld bereits fest vorgenommen – das Tamaki Maori Village. Wenn wir schon mal in Neuseeland und damit den Einheimischen, den Maori, so nah sind, wollten wir ihre Kultur auch näher kennenlernen. Die beste Gegend dazu ist rundum Roturoa.
Wir buchten eine Maori Experience Tour im Tamaki Maori Village für 117$ pro Person. Das beinhaltete einen 3h Abend im Tamaki Maori Village mit Begrüßungsszeremonie, wissenswertes über die Kultur, die Einwanderung der Menschen, deren Leben und dem Hangi, einem traditionellen Maori Abendessen. Insbesondere auf die Tanzvorführungen und den Haka (Kriegstanz) waren wir gespannt.
Das Dorf befindet sich im Wald bei Roturoa. Ganz in der Nähe hatten wir einen super Stellplatz für 17$ pro Person (Hot Deal) im Holdens Bay Holiday Park bekommen. Transfer zum Maori Dorf ist bei der Tour auch mit dabei, so dass wir direkt im Park an der Rezeption abgeholt wurden.
Die Abholung
Um 18:15 Uhr holte uns Isabel, eine rüstige äußerst freundliche, lustige ältere Dame ab, um uns zum Bus am Main Office zu bringen. Sie lachte über verschiedene Dinge so herzlich, dass wir sie ziemlich schnell lieb gewonnen hatten. Unser großer Bus ins Maori Dorf hieß dann Huia, der Fahrer Darren und die Fahrt dauerte ca. 15 min. Darren amüsierte uns herzlich mit kurzen Geschichten über die Immigration der ersten Menschen auf Neuseeland (oder auch Aotearoa genannt). Da wir einen heiligen Platz eines echten Maori Stammes betreten sollten, mussten gewisse Verhaltensweisen geklärt werden. Unsere Gruppe brauchte z.B. einen Chief (Anführer), der für uns spricht, uns vertritt und uns im Dorf leitet. Der Chief musste sich einer speziellen Willlommenszeremonie stellen, die einen wichtigen kulturellen Teil der Maori ausmacht, ohne dem Fremde das Dorf nicht betreten dürfen.
Beim Dorf angekommen erhielten alle Chiefs auch von anderen Gruppen Instruktionen und wir als deren Gruppe mussten uns hinter sie stellen. Bei dieser Zeremonie darf grundsätzlich nicht gelacht oder nachgeäfft werden. Das wird als Beleidigung verstanden. Die Zeremonie ist so ein tief verankerter und bedeutender kultureller /religiöser Akt und wirkte sehr ergreifend auf uns. Mit welcher Hingabe, Leidenschaft, Authentizität und Ernsthaftigkeit dieser Willkommensakt vollzogen wurde, ist unglaublich. Als eine Art Friedensgeschenk wurde dem Gast-Chiefs ein Farnblatt überreicht, dass sie den ganzen Abend bei sich tragen mussten. Anschließend durften wir das Dorf betreten.
Das Maori Dorf
Das Dorf ist für die Maori ein heiliger Ort. Dort gab es 5 verschiedene Stationen, an denen uns typische Dinge aus dem Maori Alltag erklärt und gezeigt wurden:
1. Herkunft der Maori
2. Handtraining und Musikinstrumente
3. Stocktechnik zur Verteidigung und als Spiel
4. Der Haka Tanz und
5. Schnitzereien und Tatoos
Bei der 2. Station durfte Franzi mitmachen. Unser Chief hatte sie als eine von 3 Frauen ausgewählt. Bei der 3. und 4. war Ive dran. Die Bilder und Videos zeigen es. So langsam machte sich Hunger breit. Bevor es allerdings zum Essen ging, wurde uns die Zubereitung gezeigt.
Das typische Maori Essen – Hangi
Ganz nach dem Motto „Low and Slow“ kommen Gemüse, Hähnchen, Lamm, Kartoffeln und weitere Sachen in ein mit heißen Steinen erhitztes Erdloch und wird dann für 4-5 Stunden mit Säcken und Erde zugedeckt.
Nachdem wir unser Essen zumindest schon einmal sehen durften, ging es in ein Veranstaltungshaus, in dem uns nun verschiedene Tänze und auch nochmal der Haka vorgeführt wurden.
Es sah alles ganz toll aus und jeder ist mit purer Leidenschaft dabei, doch wir hatten Hunger und wartete auf das Ende der Vorstellung. Nach ca. 20 min. gingen wir in den Speisesaal, in dem jede Gruppe ihren zugewiesenen Tisch hatte. Mittig vom Raum standen 3 Buffettische und jede Gruppe wurde einzeln zum Buffet gebeten, was mehr Effizenz reinbrachte und wenig Tumulte auslöste. Das Abendessen schmeckte fantastisch. Das Lamm war grandios zart und die Süßkartoffeln unglaublich lecker. Ein Wahnsinn. Es gab zudem Hähnchen und Fisch in Kokossauce.
Zum Nachtisch gab es eine Art Baisé Torte (Pavlova), Schokokuchen, Pfirsiche und Vanillesauce … sehr lecker. Der Abend war gut durchgeplant, daher ließ der Abschiedsgruß nicht lange auf sich warten. Es waren aber nicht nur 2 Sätze und dann raus, nein … der Abschied wurde zelebriert. Alle Männer konnten sogar noch einmal den Haka tanzen. Es wurde nochmal gesungen und der Moderator fand viele warme Worte für einen gemütlichen Abschied. Uns kam es nicht gehetzt oder aufgesetzt vor, falls sich das jemand fragen sollte. Es war eine tolle Show, wobei dieses Wort nicht ganz den Ernst der Sache trifft. Es war eine sehr authentische Unterhaltung.
Die Rückfahrt
Apropos… auf der Busfahrt zurück in die Stadt, wollte sich plötzlich unser Busfahrer von uns unterhalten lassen. Jeder sollte etwas landestypisches singen. Der Fahrer sagte jeweils das Land an und die jeweiligen Personen fingen an zu Trällern. Den Anfang machte England. Natürlich wurde die Hymne „God save the Queen“ zum Besten gegeben. mit ihrer Hymne. Zwei Songs später kam auch schon Germany an die Reihe. Bis zu diesem Zeitpunkt fragten wir uns, was wir typisch deutsches singen sollten. Gut klingen sollte es auch noch.
Lange zögern war nicht mehr und Ive fing an…“Hoch auf dem gelben Waagen, sitz ich beim Schwager vorn. …“ usw. zu singen. Im Bus wurde es still, seine Kehle gab sich zum Besten bis ihm der Text ausgeht, aber auf Vollständigkeit wird hier kein Wert gelegt. Ive beendete seinen Gesang, die Menge tobt und ich kriegte mich nicht mehr ein. Zwei Engländerinnen vor uns waren regelrecht begeistert und wollten Ives Fan werden.
Wir wechselten noch einmal kurz den Bus und wurden von Isabel wieder zurück zu unserem Holiday Park gebracht. Dabei bekamen wir Gott sei Dank noch ein paar interessante Informationen über die Maori und ihr Totenkult. Wenn jemand stirbt, wird er erst mal nach Hause zurück geholt. Und dann wird quasi eine 3- tägige Totenwache abgehalten. Dabei haben Verwandte und Freunde die Möglichkeit sich richtig zu verabschieden. Isabel war sehr beeindruckt davon, dass es bei uns nicht so ist. Solche Gespräche mit Einheimischen finden wir ganz toll. Man lernt dabei so vieles über die Menschen. Das sind die Momente, die uns immer am meisten in Erinnerung bleiben. Mit diesen wunderbaren Eindrücken ging ein durchweg toller, gelungener Tag mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen zu Ende.
Ein toller Bericht. Nicht nur Land sondern auch Leute kennen zu lernen, ist wichtig. Die Maori sind ein interessantes Volk mit interessanten Bräuchen. Die Hinweise und Tipps sind Spitze für Neuseelandreisende.